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Tim Jaacks – Die Zeit wird niemals reif

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Tim Jaacks hat sich Zeit gelassen. Seine ersten Demos stellte er bereits 2012 ins Netz, 2015 folgte eine EP mit sechs Titeln. Für sein Debütalbum wollte der Hamburger aber unbedingt alles richtig machen. So schrieb er Texte, nahm Gitarrenmelodien auf, verwarf sie wieder, stellte sich auf Bühnen, traf sich mit Gleichgesinnten, gründete Nebenprojekte.

Für den aufmerksamen Beobachter entstand bisweilen der Eindruck, der Wuschelkopf würde sein Album regelrecht vor sich herschieben, so wie andere Leute ihre Hausarbeit oder eine Zahn-OP. Dabei stand der Plan von Anfang an fest: Ein Band-Album sollte es werden. Nicht die typische Ein-Mann-eine-Gitarre-Geschichte. Ein großes, gemütliches Bett wollte der Songwriter für seine kleinen, melancholischen Popsongs schaffen. Mit Schlagzeug, E-Gitarren, Keyboards, Chören. Und er wollte das auch noch alles selbst aufnehmen.

Dass er auf dem Weg dahin mehr als einmal das Gefühl haben würde, von anderen überholt zu werden, war geradezu vorprogrammiert. Von seinem Plan abbringen lassen hat er sich dennoch nicht. Und so erschien im Februar endlich mit „Die Zeit wird niemals reif“ der erste Vorbote des Albums. Wie passend, dass es darin um das Thema Zeit geht. Denn auch, wenn man ständig das Gefühl hat zu spät dran zu sein: Die beste Zeit ist immer jetzt.

Wo andere Menschen in der Hektik des Alltags eher vorbeirauschen, schaut Tim Jaacks gern genauer hin. Verpackt in kleine melancholische Popsongs bringt er so jene Geschichten zum Vorschein, die uns wirklich umtreiben – von gescheiterten Plänen, Glückskeksen und dem Gefühl, immer zu spät dran zu sein. Seine Stimme räsoniert dabei in der vollen Bandbreite, die es für derlei Themen braucht: Geht es in den ruhigen Passagen erzählerisch zu, schwingt sie sich bisweilen energisch auf und drängt dem Zuhörer mit Nachdruck ins Ohr. Wenn das melodische Gitarrenspiel an diesen Stellen in den Hintergrund tritt, um den unbequemen Wahrheiten ihren nötigen Raum zu geben, fühlt man sich als Zuhörer schon mal ertappt, so sehr erkennt man sich zwischen den Zeilen wieder.

Neben all der Tiefe ist aber immer auch Platz für ein wenig Leichtigkeit. Mit einer bescheidenen Gelassenheit und Wärme sorgt der sympathische Wuschelkopf dafür, dass man nach seinen Konzerten stets mit einem wohligen Gefühl nach Hause geht – und sich bei der nächsten Gelegenheit vielleicht auch selbst mal Zeit nimmt, genauer hinzuschauen.

Foto: Julia Schwendner