Ballamann ist im HipHop-Kosmos bekannt durch seine unzähligen Kollaborationen im Frankfurter Underground und seinem Duo-Album „Mit der 8acht“ mit Pokar, auf dem er noch einen finsteren, brachial harten Sound feierte. Doch all das ist nun Vergangenheit, denn mit seinem Solo-Debütalbum „Project X“ beginnt für ihn eine neue Phase. Zusammen mit dem Produzenten Phutura Sound ist eine Platte entstanden, die zeitgemäße Strömungen wie Trap mit klassischem Hip-Hop-Feeling verbindet und vollkommen unerschrocken mit Electro, Dubstep und Techno flirtet. Die Kurskorrektur lenkt den Fokus nur noch mehr auf Ballamannsunvergleichlichen Hochgeschwindigkeits-Reim-Flow und seine unkonventionellen Hooks, die sich mit jedem Hördurchlauf tiefer ins Bewusstsein brennen.
Ballamann gibt nach außen hin gerne das Party-Animal und Salat ist Ballamann’s größte Leidenschaft. Mit gesunder Ernährung hat das aber wenig zu tun. „Salat machen“ heißt für ihn vielmehr: Durchdrehen, Grenzen überschreiten, sich dem Rausch hingeben und zappeln bis der Morgen kommt. Sein Solo-Debüt „Project X“ ist nun der Soundtrack zu der Party in seinem Kopf – und der orientiert sich im Titel nicht zufällig an dem gleichnamigen Film, in dem eine unschuldig geplante Feier völlig aus dem Ruder läuft: Auf diesem Album gibt es niemals ein „genug“, niemals eine letzte Runde, ist der Abend nie zu Ende. Und dennoch ist „Project X“ keines dieser gesichtslosen Party-Rap-Alben, in denen Funk-Samples und geleckte Licks für gute Laune sorgen sollen. Stattdessen schlägt es die Brücke zwischen einem deepen, wummernden, gelegentlich aneckenden Klang einerseits und hymnischen Refrains andererseits. „Manche mögen sich für so etwas zu cool sein. Aber ich wollte einfach nicht mehr diese Rap-Klischees fahren und den harten Motherfucker aus Frankfurt geben“, so Ballamann, „Wir wollten wirklich unser ganz eigenes Ding durchziehen. Uns schwebte ein Sound vor, den es so in Deutschland einfach nicht gab.“
„Wir“, das beinhaltet seinen Produzenten Phutura Sound, mit dem Ballamann zuerst ausgiebig an genau dieser persönlichen Handschrift schliff, bevor man ins Studio ging und die Tracks komplett fertig stellte. Mit apokalyptischem Techno und seinen Hörnern aus der Hölle war „Generation Rausch“ der erste Track, bei dem aus den gemeinsam entwickelten Konzepten konkrete Musik wurde. Schnell entstanden danach die weiteren Stücke: Die sommerlich entspannt brutzelnde Single „Kabana“ mit seinen warmen Bässen und einem schwerelosem Piano-Motiv, das an Busta Rhymes erinnernde Bassmonster „Arwena“, oder das nostalgisch-euphorische „Verschickt“. Mit seinen teilweise gegensätzlichen Stimmungen, wilden Stilbrüchen und unvorhersehbaren Sprüngen werden diese Tracks einige vor den Kopf stoßen. Andere werden von der Radiotauglichkeit mancher Songs geschockt sein. All das nimmt „Project X“ aber gerne in Kauf. Als Ballamann’s erste Solo-Platte sollte sie vor allem ein persönliches Statement werden, der Beleg dafür, dass es zwischen all den eingetretenen Pfaden im Hip-Hop noch einen neuen Weg gibt. Namhafte Kollaborationen hätten hier nur gestört. Die Scheinwerfer sind vielmehr ganz auf Ballamann gerichtet und zeigen ihn bei dem, was er am besten kann: Den Flow reiten, die Nacht feiern und – natürlich – immer wieder „Salat machen“.
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