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Simen Mitlid – Birds; or, Stories from Charlie B’s Travels, From Grønland to the Sun, and back again

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Simen Mitlid ist ein Songwriter aus Oslo. Er beschreibt sich selbst als überschaubar talentierten Musiker, nur um im gleichen Atemzug Sufjan Stevens, Midlake und die Dirty Projectors als Einflüsse anzugeben. Das mag paradox erscheinen, zeichnen sich die angeführten Bands doch gerade durch Handwerklichkeit und Komplexität aus.

Beim Hören seines letzten Albums „Neutral“ oder auch dem Debütalbum „Everything Is The Same“ macht das jedoch vollkommen Sinn: Die Produktionen von Simen Mitlid klingen bodenständig und doch mutig, eigenwillig und im besten Sinne naiv. Die Referenzen sind spürbar und zwar gerade dadurch, dass ganz eigene Soundwelten erschaffen werden. Der Norweger hat ein erwiesenes Talent für üppigen, verträumten Indie-Folk, der alle Seiten der Melancholie beleuchtet und orchestriert.

Simen Mitlids drittes Album trägt den irrwitzigen Namen „Birds; or, Stories from Charlie B’s Travels, From Grønland to the Sun, and back again“ und ist eine Reise durch das Unterbewusstsein des Künstlers. Wie der Titel andeutet, ist das Album von den Abenteuerromanen des 18. Jahrhunderts inspiriert, obwohl Simens Erzählungen hauptsächlich aus dem modernen Oslo im Jahr 2020 stammen. Doch die Lieder, sowohl lyrisch als auch musikalisch, erzählen Geschichten aus einer apokalyptischen Welt; manchmal auf eine dunkle, futuristische Weise und manchmal auf eine melancholische, nostalgische Weise.

Die aktuelle Single „While Heaven Is On Fire“ fängt Gefühle des Zweifels und Verlustes ein. Wo die Sonne so groß wirkt, als stünde der Himmel in Flammen, da können melancholische Erinnerungen auch schmerzhaft sein. Der zurückhaltende Songwriter, der nur ungerne live auftritt, spricht von einer „konstanten Sehnsucht“, welche den Song präge. Dieser wird zu Beginn von einem unaufdringlichen Auto-Tune Effekt auf der Gesangsstimme getragen, bevor ihn Streicherflächen und ein rhythmisches Banjo größer und mutiger werden lassen. Eine wahrhaft eigenwillige und dadurch so spannende Mischung aus Stilmitteln und Instrumentarium.

Letzteres spielte Mitlid für das neue Album übrigens fast gänzlich alleine ein. Neben den klassischen Elementen griff er auch zur Zither, Synthesizern, Perkussionen, dem Banjo und der Harmonika. Auch um die Produktion, die Aufnahmen und den Mix kümmerte er sich höchst persönlich. Einzig in Person vom Freund und co-Produzenten Hans Olav Settem ließ er sich helfen. So präsentiert sich Simen Mitlid einmal mehr als begnadeter Songschreiber und Musiker.

Simen Mitlid kommentiert das Konzept: „Der Titel ist eine Anspielung auf Abenteuerromane, die mit mehreren kleineren Episoden geschrieben wurden, die von einer größeren Rahmenhandlung zusammengehalten werden, wie „1001 Nacht“ oder „Dekameron“. Die Rahmenhandlung ist also vielleicht, dass ich in Oslo herumlaufe – und beobachte. Aus diesen Beobachtungen wurden mehrere kleine Geschichten über die verschiedenen Reisen, die Vögel, Astronauten, Archäologen (die auch herauszufinden versuchen, warum Menschen gereist sind), Auswanderer aus Grønland (sowohl aus dem Land als auch aus dem Viertel in Oslo, wo ich mein Aufnahmestudio habe), Charlie B (erfundene Figur, die die ultimative Reise von Grønland zur Sonne (!) unternimmt), meine Familie, meinen Verstand, meinen Körper und die Erde (wenn sie sich um die Sonne dreht) während ihres Lebens unternehmen.“

Zur Produktion ergänzt Simen: „Das Album sollte sehr schlicht gehalten sein, nur mit Nylon-Gitarre und Gesang, und ich habe tatsächlich einige dogmatische Regeln aufgestellt, bevor ich mit den Aufnahmen begann. Aber Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden!“

Foto: Hans Olav Settem