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Darwin Deez – Er sollte wirklich viel berühmter sein

Darwin Deez ist ein New Yorker, wenn auch ursprünglich aus North Carolina. Nach dem Erfolg der Hit-Single „Radar Detector“ und seinem selbstbetitelten Debütalbum tourte er seit 2010 ausgiebig und konnte mit seinen nachfolgenden Alben  „Songs For Imaginative People“ (2013) und „Double Down“ (2015) seine Fans weiterhin begeistern.

Der Kern seines vierten Albums, „10 Songs That Happened When You Left Me With My Stupid Heart“, ist Darwins einzigartiges Songwriting. Darwin, der Autodidakt, ist als Künstler überaus originell und enorm eingängig. Im Gegensatz zur zeitgenössischem Musik voller fluffiger Reverbs und zuckersüßer Synthies, die Deez gerne witzelnd als „Spotify-wave“ bezeichnet, schreibt er immer noch spärlich arrangierte und verletzliche Gitarrenlieder mit verständlichen und nachvollziehbaren Texten. Aber nicht die Art von sanften, von den psychedelischen 70er beeinflussten Songs, die derzeit für die meisten gitarrenbasierten Indie-Gruppen typisch sind. Songs mit Energie („Warum sollte EDM das Monopol auf Tanzbarkeit haben?“). Lieder mit Verwundbarkeit. Lieder mit zuordenbaren, nachvollziehbaren, verständlichen Texten.

“Ever since I bought my first CD—Last Splash by the Breeders—I’ve been internally railing against the kind of vague nonsensical stuff that passed for lyrics in the 90’s. It’s not that it was objectively bad, but it was so cryptic and over my 13 year old head that it infuriated me.”

“Everyone is getting a free pass, lyrically,” sagt Darwin. Hätte er nicht das ganze Jahr 2007 damit verbracht, wöchentlich bei den Open Mic-Abenden unter der Schirmherrschaft vom Szene Paten Lach (der auch schon beim Werdegang von Beck, Regina Spektor, and The Moldy Peaches eine Rolle spielte) im Sidewalk Cafe im New Yorker East Village, aufgetreten, wäre er eventuell niemals herausgefordert worden, sich als Texter zu entwickeln und seine Stimme zu erheben. “I’ve always respected country songwriters because they’re some of the last ones standing, lyrically. They’re some of the last writers not to be getting away with murder out here. They don’t mess around in Nashville.”

Es ist nicht so, dass er nichts Neues ausprobieren würde. Lead Single und Album Opener, „The World’s Best Kisser“, kamen zum Teil aus einer Co-Writing Session, die geplant war, aber nie mit dem Grammy-Gewinner Jacob Collier stattfand. Collier, ein Jazzmusiker, verwendet den Harmonizer oft in seinen Live-Shows, was Darwin dazu inspirierte, ihn im Studio anzuwenden: Mit fantastischer Wirkung auf den Song. Während Harmonizer in letzter Zeit von vielen trendbewussten Pop-Produzenten ornamental eingesetzt wurden, erinnert Darwins erster und einziger Einsatz eher an das, was wohl der definitive Popsong mit diesem Instrument ist: der innige Klassiker „Hide and Seek“ von DIY-Kollegin Imogen Heap.

„The World’s Best Kisser“ ist, in so sagt Darwin, “a reflection on the mystery of attraction and the attraction of mysteries. After writing the song, I learned via Joseph Campbell of Thomas Mann’s concept of „erotic irony”: that flaws/imperfections are what make a person identifiable within a piece of devotional art. And so to write a love song that is truly about a specific person is to write something that cuts the person down to size a bit. Which is paradoxical but true—that in order to glorify someone in a love song, you might point out their defects.”

Das Album enthält auch zum ersten Mal ein paar saftige E-Piano-Riffs anstelle seiner charakteristischen Stratocaster und sogar ein vollwertiges Trompetensolo seines damaligen Mitbewohners Alex Toth (von der Indie-Band Rubblebucket).

Darwin Deez ist einer der wenigen Indie-Musiker, die wirklich viel berühmter sein sollten, als er momentan ist. Jemand mit der erfrischenden Fähigkeit, sowohl albern als auch griesgrämig zu sein. Jemand, der mit dem Songwriting den menschlichen Zustand kunstvoll zum Ausdruck bringt, in einer Art und Weise, die – bildlich gesprochen – statisch aufgeladene Wolken durchschneiden und entladen kann. Jemand mit seinem eigenen Sound und seinem eigenen Stil.

“I’m mixed; my dad is half black and my mom is white. Maybe that’s why I make the kind of music I make. It’s definitely why my hair was like that. That hairstyle was the only way I could figure out to wear it that looked good to me. Mixed race hair is definitely a thing. My dad is always talking about the mixed race experience.”

Der Ursprung seiner Originalität ist nebensächlich. Es ist hier. Es war hier. Und auf dieser Platte gibt es eine noch nie da gewesene Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten, sowohl instrumental als auch gesanglich. Und Darwin liefert immer die einzigartigsten Sing-a-longs, egal ob mit Herzschmerz oder ohne.